Zeitungsartikel

Hier finden Sie einige meiner Artikel, die ich als freier Journalist für verschiedene Medien geschrieben habe, mit Link zur Original-Quelle.


Jim Knopf im Schwitzkasten, Frauenfeind in Lummerland

online unter anderem Titel mit selbem Text erschienen

Die Debatte um einige Veränderungen im Kinderbuchklassiker und Bestseller von Michael Ende ist aus mehreren Gründen scheinheilig

Wieder einmal gibt es Aufregung um die zwei „Jim Knopf“-Romane. Seit Jahren stehen Rassismus-Vorwürfe dem Cancel-Culture-Verdacht gegenüber. Insbesondere der Rassismus-Vorwurf sei in den letzten Jahren so dominant gewesen, „dass alles andere, was das Werk auszeichnet, gar keine Rolle mehr zu spielen schien“, erklärte Verlegerin Bärbel Dorweiler neulich der „Zeit“.

In Rücksprache mit den Erben überarbeitete der Verlag nun Text und Illustrationen aus Michael Endes Klassikern von 1960 und 1962. Unter anderem wird das N-Wort, das insgesamt einmal fiel, gestrichen, Figuren verschiedener Ethnien weniger klischeehaft beschrieben, Jims Lippen sind nicht mehr dick und rosa. Die Ausgaben mit den ursprünglichen Original-Illustrationen bleiben laut Verlag lieferbar und sollen ein einordnendes Nachwort enthalten.

Auf dem Rücken der Kinderbücher

Nur am Rande ist tatsächlich „Jim Knopf“ Thema der Debatte. Auf dem Rücken der Romane trägt sich eine Kontroverse aus, wie man mit dem staubigen Erbe der Nachkriegszeit umgehen soll. Die Kinderbücher wurden dabei in den diskursiven Schwitzkasten genommen.

Die Debatte entspinnt sich zwischen zwei Polen. Der eine will heute problematische Darstellungen wie das N-Wort nicht mehr wiederholen. Er will die Romane heute Kindern vorlesen können, ohne das lästige Schleppnetz historischer Umstände bedenken und erklären zu müssen. Der konservierende Gegenpol pocht darauf, dass kulturelle Dokumente im Kontext ihrer Entstehungszeit verstanden werden müssen. Hier wäre der Anspruch, das Buch als historisches Artefakt zu bestaunen. Beide Seiten haben gute Gründe. Aber sie wollen eben vollkommen unterschiedlich mit dem Text umgehen, so dass ein Kompromiss immer nur halbgar ist und erneut Kritik aus beiden Seiten nach sich ziehen würde.

Seit 1981 kein Originaltext mehr

Die Empörung der konservierenden Seite über die Änderungen ist besonders scheinheilig. Welche Textgestalt wäre denn die originale? Der Text hat sich im Laufe der Zeit mehrfach verändert. So ist in den ganz frühen Ausgaben noch von China die Rede, an das Jim und Lukas stranden. Ab 1981 heißt das Land Mandala. Dies sei auf Wunsch Endes geschehen, der sich mit der politischen Situation im echten China laut Verlag „nicht identifizieren“ konnte. 2011 schrieb die „FAZ“, Ende sei wegen der chinesischen Staatspolitik in den 1970ern unter gesellschaftlichen Druck in Deutschland geraten und habe ihm schließlich mit der Umbenennung nachgegeben. Auch die Sehorgane der mandalanischen Bevölkerung wurden nicht immer als „Mandelaugen“ beschrieben. Spätestens in der Ausgabe von 1990 findet sich die Vokabel als Ersatz für einen heute ebenfalls rassistisch verstandenen Ausdruck. Dass jetzt weitere Änderungen vorgenommen wurden, ist vor diesem Hintergrund konsequent und konsistent.

Dass sich Texte im Laufe der Zeit ändern, um weiterhin den Ansprüchen der Leserschaft zu entsprechen, ist auch kein neues Phänomen. Viele Klassiker der Kinderliteratur durchlaufen diesen Prozess, so dass es mit zunehmendem Alter immer mehr Versionen gibt. Thienemann hat sich entschieden, „Jim Knopf“ für heutige Kinder erzählbar zu halten. Die Klassiker seien, wie Verlegerin Dorweiler erzählt, eine wichtige Säule für den Verlag, nicht nur finanziell – aber eben auch finanziell.

Die heute problematischen Stellen in den Büchern lassen sich allerdings wohl nicht mehr lange durch reinen Vokabel-Tausch übertünchen. Ein hochproblematischer Aspekt, der sich noch immer in den „Jim Knopf“-Romanen findet, ist die Rolle der Frau – und der scheint in der Debatte um die Zeitgemäßheit des Kinderbuchs gar nicht aufzutauchen. Stattdessen hat sich die Kontroverse im Rassismus verbissen.

Chauvi-Jim wurde übersehen

Nehmen wir Prinzessin Li Si. Sie ist die Tochter des mandalanischen Kaisers, wird von der Piratenbande „Die Wilde 13“ geraubt, an den Drachen Mahlzahn verkauft und von Jim und Lukas aus der Drachenstadt befreit. Das aufgeweckte Mädchen, das im Verlauf der Geschichte noch über „leider einen furchtbar starken Widerspruchsgeist“ verfügt und sich über Vorschriften von Vater und Hofdamen hinwegsetzt, wird im Umgang mit Jim erstaunlich unterwürfig. Als Belohnung für die Befreiung darf Jim sie zur Frau nehmen. Die Frage, wann die Hochzeit stattfinden soll, beantwortet die Prinzessin „ein wenig rot (…) mit ihrer Vogelstimme: „Das muss Jim bestimmen.“ Auf dessen Überforderung mit der Frage reagiert sie nur mit dem Niederschlagen der Augen und einem Kopfschütteln. Dieses Rollenverständnis der Frau zieht sich durch die Geschichte. Zur Verlobung schenkt Jim ihr „ein kleines, zierliches Rubbelbrett zum Wäschewaschen“, worüber sich die Prinzessin „riesig“ freut. Jims chauvinistische Züge treten ebenfalls zutage: Zu Beginn des zweiten Bandes kann Jim sich „nicht so recht damit abfinden“, dass Li Si die meisten Partien verschiedener Gesellschaftsspiele gegen ihn gewinnt, „noch lieber hätte er sie gemocht, wenn sie nicht immer so gescheit gewesen wäre. Er hätte sie ja sogar ab und zu gewinnen lassen“.

Im Schatten der Aufregung um das getilgte N-Wort unbemerkt wurden besonders üble Chauvi-Stellen bereits verändert: Jim soll endlich Lesen und Schreiben lernen – in der alten Ausgabe mit der Begründung: „Ich möchte eben, dass mein Bräutigam nicht nur mutiger ist als ich, er soll auch viel klüger sein, damit ich ihn bewundern kann“. In der neuen Ausgabe dann, weil Jim seiner Verlobten Briefe schreiben soll. In der neuen Ausgabe lernt Li Si außerdem – statt den Haushalt zu führen – nun Kuchenbacken und Frau Waas’ Laden zu führen. Wenigstens ein kleiner Schritt in Richtung Emanzipation.

Der noch immer auffindbare Chauvinismus bleibt ein Problem im heutigen Gesellschaftsverständnis. „Die Zeichnung der Geschlechterrollen ist ein ganz und gar peinlicher Zug dieses Werks, der auch mit dem Argument der Zeitgebundenheit nicht entschuldigt werden kann“, stellt der langjährige Direktor des Frankfurter Instituts für Jugendbuchforschung, Hans-Heino Ewers, in seinem Buch „Michael Ende neu entdecken“ (2018) fest.

Es geht an die Substanz

Wenn dem Thienemann-Verlag also daran gelegen ist, den „Jim Knopf“ weiterhin an das gesellschaftliche Selbstverständnis anzupassen, waren die jüngsten Textänderungen wohl nicht die letzten. Vielmehr wird es wohl bald darum gehen, weitere sexistisch verstehbare Passagen zu tilgen – und damit ganze Motivstränge aus der Geschichte zu nehmen, ihr also an die Substanz zu gehen. So wird der Urtext von „Jim Knopf“ mehr und mehr zu einem kulturellen Denkmal der Adenauer-Ära.

© Mannheimer Morgen, Montag, 04.03.2024


Der Schein von Wissenschaft

Studierende können ihre geschriebenen Werke online selbst veröffentlichen / Zweifel am akademischen Nutzen

„Jetzt hochladen und Geld verdienen“, heißt es auf der Homepage des Grin-Verlags. Klingt erst einmal nicht schlecht, als Student bin ich sowieso chronisch pleite. Also lade ich zwei meiner für die Uni geschriebenen Hausarbeiten in das Online-System hoch.

Grin ist seit 1998 einer von mehreren Verlagen, die sich auf die Publikation von Hochschulaufsätzen spezialisiert haben. „Wir veröffentlichen momentan etwa 1000 Arbeiten im Jahr“, erklärt der Gründer und Verlagsleiter Patrick Hammer. „Wir hatten die Idee, akademisches Wissen, das eigentlich nur einmal vom Dozenten gelesen wird, für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen.“

Tippfehler werden nicht korrigiert

Das System bei Grin ist einfach: Studierende können ihre Arbeiten digital einreichen und auswählen, ob sie etwas verdienen möchten oder die Arbeit kostenlos zur Verfügung stellen. Interessierte können die mittlerweile 180.000 Arbeiten dann online im eigenen Online-Shop oder im Buchhandel als E-Book oder gedruckte Ausgabe bestellen.

Nachdem der Verfasser seine Arbeit hochgeladen hat, schauen Lektoren darüber – jedoch dauert das Lektorat nur etwa zehn bis 15 Minuten. „Außerdem wird abgeglichen, ob die angegebenen Noten realistisch sind“, erklärt Hammer. Denn zu jeder Arbeit muss man die Bewertung angeben, die auch online angezeigt wird. Arbeiten, die schlechter als 3,0 bewertet wurden, werden kategorisch abgelehnt.

Hiram Kümper, Geschichtsprofessor an der Uni Mannheim, kritisiert diese Praxis: „Es ist anmaßend, in 10 bis 15 Minuten die Triftigkeit einer Benotung nachvollziehen zu wollen und gleichzeitig von Qualitätsstandards zu reden.“

Überprüft wird die angegebene Bewertung nicht: „Wir vertrauen auf das Gute im Menschen. Unserer Erfahrung nach veröffentlichen die Autoren aber nur die Arbeiten, auf die sie auch stolz sind“, so Hammer. Insgesamt würden 15 bis 20 Prozent der eingereichten Arbeiten aus Qualitätsgründen gar nicht erst veröffentlicht.

Beim Lektorat werden einige Anpassungen der eingereichten Schriften vorgenommen. Bei meinen Hausarbeiten wurden zum Beispiel die Titel abgeändert. Hammer erklärt, dass das mit dem Verkauf zusammenhänge, da Titel von Hausarbeiten oft nicht prägnant genug für potenzielle Käufer formuliert seien.

Meine Hausarbeit habe ich als Autor zum Vorzugspreis von knapp zehn Euro kaufen können. Das Deckblatt innerhalb dieser Arbeit mitsamt Originaltitel und nicht entdeckter Tippfehler wurden dagegen gar nicht korrigiert.

Keine Plagiate

„Wir wollen mit Plagiaten nichts zu tun haben!“, sagt Hammer. Bei Verdachtsfällen würden die Arbeiten vor Veröffentlichung darauf untersucht. „Wir unterstützen auch aktiv die Dozenten dabei, Plagiate ausfindig zu machen.“ Werde eines gefunden, würde die Arbeit aus dem Katalog genommen und der Verfasser müsse mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Der Geschichtsprofessor Kümper hat ähnliche Erfahrungen mit dem Verlag gemacht. Die Anfrage, ob Passagen einer vorliegenden Arbeit so auch in einer Schrift des Online-Verlags stehen, sei unbürokratisch, kostenfrei und schnell bearbeitet worden. „Die Leute dort tun, was sie tun können, um Klarheit zu schaffen“, so Kümper. Dennoch rät er Studierenden eher davon ab, bei Onlineverlagen zu veröffentlichen. „Das Konzept, studentische Arbeiten verfügbar zu machen, ist grundsätzlich gut.“ So könnten Studierende schauen, wie andere ihre Arbeiten schreiben. Aber warum es dazu ein wirtschaftliches Unternehmen brauche, ist für den Geschichtsprofessor fraglich. Fachschaften könnten das ja beispielsweise auch organisieren.

„Außerdem ist nicht jede Proseminar-Arbeit auch eine Forschungsarbeit.“ Als Quellen-Literatur taugen Arbeiten aus dem Internet daher „tendenziell nicht“. Außerdem werde der Lerneffekt, Fachliteratur zu suchen und zu benutzen, so „eingebügelt“. Generell täten Verlage wie Grin der Wissenschaft keinen Gefallen. „Wissenschaftliche Standards sinken dadurch“, so Kümper.

Hammer erklärt, dass es gar nicht das Ziel seines Verlags sei, in Konkurrenz zu wissenschaftlichen Verlagen zu treten. „Ob eine Arbeit Substanz hat, erkennt man ja beim Lesen. Und wenn die Käufer mit der Arbeit unzufrieden sind, können sie jederzeit ihr Geld zurückverlangen.“ Insgesamt verdiene ein Autor im Schnitt 100 bis 200 Euro mit einer Arbeit. Das meiste davon in den ersten drei Jahren nach Veröffentlichung.

Nach knapp drei Monaten bin ich noch der einzige, der eine Arbeit von mir gekauft hat. Ich hoffe noch auf den versprochenen Geldregen.


Der zweite Kulturschock wartet zuhause

Ludwigshafener Student verbringt ein Jahr in Japan / Internationale Studiengänge mit Schwerpunkt Ost-Asien oder Ost-Europa an der Hochschule

„Bevor ich das Studium begonnen hatte, konnte ich kein Wort Japanisch, nicht einmal ‚Hallo’ oder ‚Tschüss’“, sagt der Mannheimer Philipp Meder. Doch nach zwei Jahren BWL- und Japanisch-Studium war der 21-Jährige in der Lage, Smalltalk mit Muttersprachlern zu betreiben. „Jetzt habe ich noch ein Jahr Business-Japanisch und BWL“, erklärt er sein viertes und letztes Studienjahr. Seine letzten beiden Semester hat er in der japanischen Stadt Kofu, zwei Stunden westlich von Tokyo, verbracht.

Das Auslandsjahr ist fester Bestandteil des Studiengangs International Business Management an der Hochschule Ludwigshafen (HS Lu). Alle Studierenden müssen im fünften und sechsten Semester obligatorisch nach Ost-Asien. Angeboten werden die Sprachen und Kulturen aus China, Japan oder Korea. Mit der Wahl der Sprache ist also auch klar, in welches Land man nach zwei Jahren reisen wird. Nach dem achten Semester wird das Studium mit einem Bachelor-Abschluss beendet. Die HS Lu bietet das Studienmodell auch mit Ost-Europa und der russischen Sprache an.

Und gerade die Kultur hat ihn während seines Aufenthaltes fasziniert. So hat er an Workshops über Shinto, eine japanische Religion, teilgenommen oder traditionelle japanische Kriegsrüstungen aus Kunstleder gebaut. Auf einer Homepage hat er einen Reise-Blog geführt und Freunde und Familie damit immer auf dem Laufenden gehalten.

„Das bekloppteste, was ich erlebt habe, waren weniger völlig verrückte und bleich geschminkte Menschen in Manga-Kostümen, wie man vielleicht in Europa über Japaner denkt.“ Viel mehr haben den Studenten die kleinen Eigenheiten der Gesellschaft gewundert. So wird während des Einkaufs der Schlüssel im Auto stecken gelassen oder das Handy im Schnellrestaurant auf einen Tisch gelegt, um den Platz zu reservieren, während man seine Bestellung am Schalter aufgibt. „Außerhalb Tokyos gibt es kaum Straftaten, was für mich völlig ungewohnt war.“

Doch den zweiten Kulturschock erlebte er, als er wieder zurück nach Deutschland kam: „Direkt nach Ankunft am Flughafen sind mir die ersten Unterschiede aufgefallen. Die Züge haben auf einmal wieder Verspätung, in den Zügen ist es laut, weil die Menschen telefonieren.“ All diese „normalen“ Dinge seien in Japan unvorstellbar gewesen.

Ganz billig war das Jahr in Japan jedoch nicht. Zwar müssen die Studierenden von der HS Lu keine Studiengebühren für die ausländischen Hochschulen zahlen, jedoch ihre eigenen Kosten tragen. „Mein Zimmer dort war acht Quadratmeter groß und hat umgerechnet 400 Euro gekostet. Als Ausländer bekommt man in Japan jedoch kaum Jobs. Ich habe im Studienparlament mit einer Aufwandsentschädigung gearbeitet und mit Unterstützung meiner Eltern ging es dann schon.“

Zurück will er auf jeden Fall wieder. „Weniger, um dort zu arbeiten oder jahrelang zu leben. Eher, um das Land weiter zu bereisen.“ Spätestens im Jahr 2020 will er als Volunteer bei den Olympischen Spielen in Tokyo dabei sein.


Sofa-Zone und Schrauberparadies für die Zukunft

Viele Studierende haben das Ziel, nach dem Studium in ein Großunternehmen zu kommen. Oft denken sie dabei an ein gutes Gehalt und einen sicheren Arbeitsplatz. Doch auch die Selbstständigkeit wird seit geraumer Zeit immer populärer.

Um Studierenden die Chance zu geben, fächerübergreifend an eigenen Ideen zu arbeiten, wurde an der Hochschule Mannheim (HS) nun ein eigener Arbeitsraum eröffnet -der „inno.space“.

„Er ist der Guru des Design Thinking!“, beschreibt die 27-jährige Informatik-Studentin Valentina Burjan den Wissenschaftler Larry Leifer, der bei der Eröffnung des Arbeitsraums einen Gastvortrag hält. Leifer ist Professor an der Stanford University in Kalifornien, USA, und Mitbegründer des „Design Thinking“, einer Arbeitsweise, die auf stetigem kundenbasiertem Tüfteln, Testen und Verbessern basiert. Ziel ist dabei, zügig Prototypen für eine Fragestellung zu entwerfen, diese zu testen und ständig zu verbessern.

„Wissenschaft und Design müssen zusammenarbeiten“, sagt Leifer. Es gehe nicht darum, von Anfang an nur zu planen, aber genauso wenig darum, nur zu tüfteln. Man müsse beides miteinander verbinden. Daher ist der „inno.space“ eine Verbindung aus beidem: Sofa-Zone und Schrauberparadies. „Die Umgebung hat großen Einfluss auf das Arbeiten“, sagt der Prorektor für Forschung der HS, Mathias Hafner.

Förderung vom Land

Mit 400 000 Euro vom Land wurde das Projekt der HS „Start Durch“ gefördert. Es geht darum, durch Design-Thinking-Projekte Studierenden Erfahrungen mit komplexen Problemen zu ermöglichen. Initiatorin war Kirsten Kohler, Professorin an der Hochschule, die ein Forschungssemester in Stanford verbracht hat. „Mit dem Projekt sollen den Studierenden Dinge beigebracht werden, die sie später zu Gründern oder Unternehmern werden lassen.“ Die Informatik-Masterstudierenden Max Becker, Valentina Burjan und Mai Chau Nguyen haben letztes Jahr an diesem Projekt teilgenommen – damals war es noch beschränkt auf Informatiker. Ihre Aufgabe: die letzte Meile bei der Paket-Zustellung zu optimieren. Ein Paketfahrer weiß meistens, wie er an eine bestimmte Adresse heranfährt, aber wo genau er das Paket abgeben muss, weiß er nicht.

Im Rahmen dieses Projektes war das Team zweimal in Stanford. Die drei Studierenden haben mit ihrem Team Paketfahrer begleitet, um zu sehen, was besser gemacht werden kann. „Es ist eigentlich keine Neuigkeit, aber wenn man erst diejenigen fragt, für die ein Projekt entworfen wird, dann bekommt man auch ein Ergebnis, das ihnen gefällt“, beschreibt der 29-jährige Becker seine Erfahrung.

Heraus kamen unterschiedliche Ansätze, die es Paketfahrern einfacher machen, ihre Fracht auszuliefern. Alle nach dem Design-Thinking-Konzept: nutzerorientiert, eigenständig erarbeitet und in vielen Prototypen getestet.

„Wir hatten auch einen eigenen Raum zum Arbeiten“, sagt Burjan, „aber der war nicht so fancy wie der ,inno.space‘.“ Das nächste Start-Durch-Projekt steht schon in den Startlöchern. Ende September geht es dann im neuen „inno.space“ los. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.

 

 Weltreise für die Bildung

Serie Was Studierende aus dem Ausland in Mannheim erleben

Jedes Semester besuchen Austauschstudierende die Mannheimer Hochschulen. Nach den Prüfungen geht es für die meisten direkt nach Hause zurück. In unserer neuen Serie erzählen einige von ihren Erfahrungen in Mannheim.

„Am verrücktesten war für mich der Fastnachtsumzug über die Planken“, erzählt die 20-jährige Trisha Iyengar über ihr Auslandssemester in Mannheim. Die Mannheimer seien über Fastnacht ganz anders gewesen. Viel offener und lustiger als an den anderen Tagen, die sie hier im Sommersemester verbrachte.

Anders als das US-amerikanische 40 000-Einwohner-Städtchen Am-herst in Massachusetts, wo sie Wirtschaft und internationale Beziehungen studiert, sei Mannheim größer und facettenreicher. „Wenn man aus den Quadraten herausfährt, landet man in völlig unterschiedlichen Stadtteilen.“ Außerdem sei es schön für sie gewesen, in einer richtigen Studentenstadt zu wohnen.

Ursprünglich kommt Trisha aus Mumbai in Indien. Gut fand die Inderin an der Uni Mannheim, dass die Semesterzeiten an die internationalen Zeiten angepasst sind. „Eigentlich wollte ich nach Freiburg, aber deren Vorlesungszeiten haben nicht gepasst. Während dort noch Prüfungen geschrieben werden, hätte ich in den USA längst wieder Vorlesungen.“ So war die Entscheidung für Mannheim gefallen.

Und bereut hat sie diese definitiv nicht. „Ich werde bestimmt wieder kommen“, sagt sie. Viele tolle Orte in ganz Europa habe sie während des Semesters gesehen, tolle Menschen getroffen und da ihr Freund, den sie auf der Schule kennengelernt hat, in der Schweiz studiert, waren die beiden sich so nahe wie schon lange nicht mehr.

Was Trisha im Unterschied zu den USA positiv aufgefallen ist: der öffentliche Personennahverkehr. Während man in den USA praktisch mit dem Auto erst an eine der wenigen Bahn-Stationen fahren müsste, könne sie in Mannheim gemütlich von überall an eine Haltestelle laufen und müsse maximal zehn Minuten warten. „Ich werde mit gutem Gefühl an mein Auslandssemester zurückdenken.“


Marchivum – Blog zum Neubau des Stadtarchivs Mannheim, 11.04.2017

Um den Gewerken für ihre Arbeit zu danken, hatte das Marchivum letzte Woche ein Baustellenbuffet mit allerlei Leckerem aufgetischt.

 
 Von Brötchen und Aufstrich, über Salate bis zum Fleischkäse gab es alles, was das Handwerkerherz begehrt. Bei Brezeln, Weißwurst und Ei konnten sich die Mitarbeiter und Wegbereiter des Marchivums bereits jetzt ein Bild vom neuen Stadtarchiv machen.

Auf Holzbrettern gelangt man vom Bauzaun in das Innere des zukünftigen Marchivums. Drinnen ist es kühl, dunkel und staubig und durch die Türen der meterdicken Bunkerwände rauscht im Hintergrund der Verkehr der Jungbuschbrücke. Von der Decke hängen aufgerollte Kabel. Die Baustelle röhrt und hämmert noch, bevor um Zwölf das Baustellenbuffet eröffnet wird.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Fortschritt. Wir liegen gut im Bauzeitplan und im Budgetrahmen. Das ist ein richtiges Vorzeigeobjekt“, schwärmt Projektleiter Marcus Schäffner von der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG über die insgesamt ca. 18,5 Millionen Euro teure Umwandlung vom Ochsenpferchbunker zum Marchivum.

Gute Laune, zufriedene Handwerker

Den beiden Malern Alexander Wolk und Christoph Gärtner von Maba! gefällt die Arbeit im Luftschutzbunker: „Aber ein bisschen dunkel ist es schon hier drin.“ Das liegt daran, dass die beiden selten zum Arbeiten in die oberen beiden Stockwerke kommen. Denn dort sind ringsum große Fenster eingebaut worden.

„Ich danke allen Beteiligten Handwerkern für den guten Fortgang des Umbaus“, begrüßte Ulrich Nieß, Leiter des Stadtarchivs, die anwesenden Handwerker, Marchivum-Team und Unterstützer.

Im zukünftigen Vortragssaal warten bereits Tische, Bänke und ein volles Buffet. Das offizielle Richtfest am 26.11.2016 war an einem Samstag über die Bühne gegangen. „Da hatte aber natürlich kein Handwerker Zeit“, so Nieß. Daher wurde für die unterschiedlichen Gewerke am Bau extra ein Baustellenessen organisiert. Diese nahmen das Essen gerne an, und so wurde zur Mittagszeit sowohl gut gegessen, als auch sich gut unterhalten.

Auf die Frage, wie ihm die Arbeit im Bunker bisher gefällt, erwidert der Handwerker Maurizio Arcalgioli von der für das Dach zuständigen Firma Softronic mit zwinkerndem Auge: „Wir arbeiten nicht im Bunker, sondern auf dem Bunker!“ Das Bunkerflair sei einmalig und alles andere als alltäglich, stimmen Arcalgiolis Kollegen Rene Jenter und Harry Kehrer zu.

„Wir haben schon auf wesentlich schlechteren Baustellen gearbeitet!“, stimmt auch Bernd Neumann von der Stadtentwässerung zu. Auf nicht vielen Baustellen sei es bisher besser gewesen als im zukünftigen Marchivum.

Doch nicht nur die Handwerker sind zufrieden. Auch das Marchivum-Team freut sich: „Die meisten sind froh, dass wir bald umziehen. Das Collini-Center ist ja ziemlich marode“, sagt Sekretärin Heidrun Pimpl. Noch wisse nicht jeder, wo er später arbeiten werde. Sie gehöre zu den glücklichen, die es aber schon wüssten. Im sechsten Stock befindet sich später das Sekretariat.

Anschließend an das Essen gab es aufschlussreiche Führungen durch die oberen beiden Stockwerke für die Mitarbeiter des Marchivums. Dort werden sich in einigen Monaten die Arbeitsplätze befinden. Dementsprechend ist auch das ganze Marchivum-Team gespannt. Die meisten sehen heute zum ersten Mal das Innere des Bunkers. Grund genug also, aufmerksam den Erklärungen der Tour-Guides zuzuhören und viele Fragen zu stellen.

Andreas Schenk von der Öffentlichkeitsarbeit und Christoph Popp, Schriftgutverwalter im Stadtarchiv, führen ihre interessierten Kollegen über die Baustelle. Großes Staunen weckt die Aussicht aus dem späteren Büro von Nieß. Es sei kleiner als sein bisheriges Büro, deshalb werden dann auch keine Besprechungen mehr beim Chef direkt, sondern in einem Extraraum abgehalten, so Schenk.

Man kann sich schon gut vorstellen, wie sich zwischen Werkzeug, Bauteilen und mit Holzbrettern abgeschlossenen Fensterrahmen die Schreibtische aufreihen werden. Plätze für Dokumenten- und Plakatscanner, Schreibtische und Kleiderhaken sind bereits bekannt und geben die nötigen Details, um sich die einzelnen Räume schon fertig vorstellen zu können. Auch die Farbe des Bodenbelags ist schon bekannt. Grau-Blauer Teppich wird es werden. Um die Plätze aber in voller Pracht bewundern zu können, hilft wohl nur abwarten.

Es bleibt also spannend, bis Archiv und Büros bezogen werden können. Die Mannheimer Bürger müssen sich dafür noch etwas gedulden, doch es lohnt sich.

 © Marchivum – Blog zum Neubau des Stadtarchivs Mannheim – Institut für Stadtgeschichte, Dienstag, 11.04.2017



„Richtig Musik mache ich seit der dritten Klasse“, sagt der 22-jährige Johannes Jerg. Er spielt im Landesblasorchester Baden-Württemberg (LBO). Das LBO ist eines der erfolgreichsten deutschen Blasorchester. 2016 belegten die Musiker den vierten Platz bei den europäischen Meisterschaften. Im Juli nehmen sie am World Music Contest (WMC), quasi der Orchester-WM, teil.

Johannes studiert Germanistik und BWL. Klingt erst einmal trocken, doch sein Hobby bringt Schwung in sein Studium. Seine Instrumente wirken dabei etwas fehl am Platz – denn er spielt alles, auf das man draufhauen anstatt reinpusten kann. Der Schlagwerker formuliert das etwas galanter: „Snare-Drum, Base-Drum, Paarbecken, Pauken. Das sind so die Klassiker. Dazu kommen die Mallet-Instrumente wie Xylo-, Marimba- oder Vibraphon.“ In der Musikschule hat er sowohl rocktaugliche Instrumente als auch das gewöhnliche Schlagzeug gelernt. Toll finde er, dass ihn die Musik durch die Welt bringt. Ob zum WMC in die Niederlande oder nach Kalifornien zu einer Musiker-Konferenz, überall treffe er tolle Menschen.

Niederlande und Kalifornien

Seine Musik zum Beruf zu machen, kann er sich nach dem Studium aber nicht vorstellen. Er sei zwar ganz gut, aber nach eigener Aussage „nicht gut genug“. Außerdem würde ihm dann ein Ausgleich zum Alltag fehlen. Ein zum Beruf gemachtes Hobby ist eben doch ein Beruf.

„Ich schaffe es in Mannheim nicht immer, genug zu üben. Ich habe hier nicht alle Instrumente zur Verfügung. Da heißt es dann Kopfhörer auf und beim Anhören in die Stücke hineindenken“, sagt Johannes. Der Aufwand, den der Student im sechsten Semester für die Musik betreibt, reicht ihm. Etwa alle vier Wochen hat Johannes Orchester-Termine: Probe-Wochenenden und Konzerte in ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus.

Zur Frage, was er denn privat für Musik höre, gibt er lachend zu: „Als Germanist natürlich deutschen Hip-Hop.“ Aber die Klassik lasse ihn auch zu Hause nicht los.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 22.03.2017


„Wenn Angst die Noten versaut“

Die Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle (PBS) des Studierendenwerks Mannheim, Gabriele Bensberg, hat mit ihren Kollegen Christoph Biwer und Andreas Steimer eine Studie über den Behandlungserfolg bei Prüfungsangst bei Mannheimer Studierenden veröffentlicht. Dass eine Beratungsstelle selbst Forschung betreibt, ist ungewöhnlich.

Frau Dr. Bensberg, wann würden Sie Studierenden mit Prüfungsangst empfehlen, zu Ihnen zu kommen?
 

Gabriele Bensberg: Wenn jemand merkt, ihm ist sein ganzes Leben verdorben, weil eine Prüfung ansteht, auch wenn sie noch in relativ weiter Ferne liegt. Das zweite Kriterium wäre, wenn der Prüfungserfolg ausbleibt, weil man sich durch die Angst seine Noten versaut, auf Deutsch gesagt. Vor allem wenn das Studium in Gefahr gerät, weil man immer durchfällt oder aus Angst gar nicht erst hingeht, ist es höchste Eisenbahn, für sich etwas zu tun.

Ich bin auch vor jeder Klausur nervös. Habe ich jetzt Prüfungsangst?

Bensberg: Mit Nervosität vor einer Prüfung oder Aufgeregt-Sein im mittleren Maß überhaupt nicht. Das ist eher günstig. Es ist empirisch überprüft, dass ein mittleres Maß an Aufgeregtheit in der Prüfung die höchsten Leistungen hervorbringt. Jemand, dem alles egal ist und der komplett stoisch in die Prüfung geht, wird ebenso wenig gute Leistungen erbringen wie jemand, der übersteigerte Ängste hat.

Wie viele Studierende kamen in der Vergangenheit wegen Prüfungsangst auf Sie zu?

Bensberg: Im Jahr 2015 haben wir insgesamt 725 Studierende betreut. Circa 70 Prozent der Studierenden, die zu einer Einzelberatung kamen, gaben Prüfungsangst als schwerwiegendes Problem an.

Welche Symptome treten denn häufig auf?

Bensberg: Zum einen sind das katastrophierende Vorstellungen. Zum Beispiel „Wenn ich jetzt durchfalle, dann ist alles aus!“ oder „Ich bin zu blöd zu allem!“ Es gibt Studierende, die sich vor Prüfungen einsperren, sich keine Pause mehr gönnen, keine Fete mehr besuchen, nur um für eine Prüfung zu lernen oder eine Hausarbeit zu schreiben. In diesen Fällen ist die Study-Life-Balance eindeutig gestört. Die einen lernen dabei übertrieben viel, andere können vor Angst gar nicht mehr lernen. Oft treten auch sehr unangenehme körperliche Angstsymptome auf: Herzklopfen, Schlafstörungen, Übelkeit. Und was die Emotionen betrifft: natürlich Anspannung, Angst, Panik.

Wie helfen Sie, wenn jemand zu Ihnen kommt?

Bensberg: Die PBS Mannheim hat ein Baukasten-Prinzip entwickelt mit verschiedenen Bausteinen, die je nach Problemlage individuell zusammengestellt werden. Wir passen die Behandlung an die einzelnen Klientinnen und Klienten an.

Wie kam es zu der veröffentlichten Studie?

Bensberg: Mir ist bei der Evaluation unseres Prüfungscoachings aufgefallen, dass die Patienten unspezifische Maßnahmen wie unser Gesprächsangebot und die Persönlichkeit des jeweiligen Beraters oder Beraterin als sehr wichtig eingestuft haben. Das war überraschend, denn gerade nach Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge hätte man erwarten können, dass spezifische Techniken wie Zeitmanagement mehr gefragt seien. So ist in mir der Entschluss gereift, dem Ganzen wissenschaftlich-empirisch nachzugehen.

Forscht die Psychologische Beratungsstelle standardmäßig?

Bensberg: Eigentlich fehlt uns die Zeit, deshalb betreiben wir nur ausnahmsweise Forschung. Momentan ist noch eine zweite Studie über Probleme von Bildungsaufsteigern in Arbeit.

Sind unspezifische Wirkfaktoren maßgeblich am Erfolg einer Behandlung beteiligt?

Bensberg: Wie wir herausgefunden haben: Ja. Das korreliert auch mit anderen neueren Psychotherapiestudien, die auch zu dem Ergebnis kommen, dass man Variablen wie die Person des Therapeuten anscheinend deutlich unterschätzt hat und dass man in Zukunft mehr Gewicht auf diese Faktoren legen sollte.

Wer kann alles zu Ihnen in die Beratung kommen?

Bensberg: Alle Studierenden an Hochschulen, die vom Studierendenwerk Mannheim betreut werden.

Ist die Beratung und Behandlung kostenlos?

Bensberg: Die PBS bietet ein niederschwelliges Angebot an, es geht also um die Beratung von nicht psychisch kranken Studierenden. Wir erheben eine geringe Zuzahlung von ungefähr zehn Euro pro Sitzung, haben aber eine Sozialklausel. Wer das nicht zahlen kann, der zahlt die Hälfte oder auch gar nichts. Eine Behandlung scheitert daher definitiv nicht am Geld. Die beiden ersten Gesprächstermine sind im Übrigen immer kostenlos.

© Mannheimer Morgen, 21.02.2017


Playmobilfiguren schlagen Thesen an

Geschichtsstudierende erarbeiten Ausstellung über Reformation / Noch bis zum 31. März in der Bibliothek in A3 zu sehen

Die Nachklausuren stehen an. Wer den Ersttermin nicht bestanden hat oder sich direkt mehr Zeit lassen wollte, der muss Anfang Februar noch mal antreten. Erfahrungsgemäß wird vielen Studierenden jede Ausrede recht sein, sich beim Lernen nicht zu 100 Prozent auf Konversationsmaximen oder Matrizen zu konzentrieren.

Die Universitätsbibliothek (UB) im Quadrat A3 bietet sich zurzeit zum Prokrastinieren, dem Aufschieben von anstehenden Aufgaben, nur so an. Denn momentan lädt dort eine Ausstellung zur Lernpause ein. Zwölf Geschichtsstudenten haben im Rahmen eines Seminars in Kooperation mit der UB eine Präsentation wichtiger Figuren der Reformation vor 500 Jahren erarbeitet. Nicht nur Luther kommt zu Wort, auch andere Reformanten wie Jan Hus oder Ulrich Zwingli sind mit historischen Texten ausgestellt. Außerdem wird der Einfluss des Mediums Buchdruck beleuchtet.

Praxiserfahrung als Kuratoren

 „Das Seminar war darauf ausgelegt, eine Ausstellung zu planen und durchzuführen. Das ist das, was viele der Geschichtsstudierenden in ihrem späteren Berufsleben einmal tun werden“, so Hiram Kümper, Inhaber des Lehrstuhls für Mittelalter und frühe Neuzeit, der das Seminar geleitet hat. Den Studierenden wurden also nicht nur historische Texte zur Bearbeitung gegeben, sie konnten so auch Praxiserfahrung als Kuratoren sammeln.

Neben den trockenen Schriften haben sich die Studierenden aber auch ein wenig Humor bewahrt – so stellen sie den vermeintlichen Thesenanschlag in Wittenberg mit Spielzeugfiguren nach. Die im Seminar behandelten Texte stammen allesamt aus dem Archiv der UB. „Die Ausstellungen soll helfen, den Studierenden bewusstzumachen, dass das Archiv der UB viele historisch bedeutsame Originaltexte beherbergt“, sagt der Leiter der Abteilung Digitalisierung und alte Drucke der UB, Christian Hänger. Die Ausstellung nimmt nicht viel Platz ein, auf etwa 20 Quadratmetern sind sechs Vitrinen und einige Aufsteller verteilt.

Die Studierenden, die sich im Tunnelblick auf die kommenden Klausuren befinden, sind sich nicht alle bewusst, dass es eine Ausstellung zwischen den Regalen und Arbeitsplätzen gibt. Zum Beispiel ist die 21-jährige Anglistik-Studentin Antonia, die nach eigener Aussage den ganzen Januar in A3 gelernt hat, einen Monat lang blind an der Ausstellung vorbeigelaufen, auch wenn am Eingang und auf Monitoren in der UB explizit auf die Ausstellung hingewiesen wird.

Sabine, eine 20-jährige Kommilitonin von Antonia, hat die Ausstellung dagegen zur Kenntnis genommen. Angeschaut hat sie sie sich aber noch nicht. „Ich finde das Thema nicht so prickelnd und habe mich bisher nicht getraut, durch die UB zu spazieren. Ich habe Angst, Studierende, die lernen wollen, zu stören.“

Die Ausstellung kann bis zum 31. März von 8 bis 21.30 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 21.30 Uhr besucht werden. Außerdem können die Exponate online angeschaut werden.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 01.02.2017